| Infektionsprävention

Studie: Priorisierte Corona-Impfung für Kita-Personal schützte auch nicht geimpfte Kinder

Knappes Gut: Im Frühjahr 2021 standen die ersten Impfstoffe im Kampf gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 zur Verfügung. Aufgrund des hohen Übertragungsrisikos in Kindertagesstätten entschied die rheinland-pfälzische Landesregierung, ab März 2021 auch Kita-Personal bei der Vergabe der zunächst nur begrenzt verfügbaren Impfstoffe zu priorisieren. Eine Gruppe aus Forscherinnen und Forschern der rheinland-pfälzischen Gesundheitsämter, der Universität Heidelberg und des Landesuntersuchungsamtes (LUA) kommt zu dem Schluss, dass die prioritäre Impfung nicht nur das Kita-Personal, sondern auch nicht geimpfte Kinder vor einer COVID-19 geschützt hat.

Ziel der Studie war es, eine wissenschaftliche Basis für zukünftige Entscheidungen zur Priorisierung bestimmter Gruppen bei knapper Verfügbarkeit von Impfstoffen zu schaffen. Für die Auswertung benutzten die Forscherenden Daten zum Coronavirus SARS-CoV-2 aus dem deutschen Meldewesen nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) und aus der Ermittlungstätigkeit der Gesundheitsämter. Zwischen Oktober 2020 und Juni 2021 wurden insgesamt 2136 COVID-19-Fälle aus Kitas von den Gesundheitsämtern nachverfolgt; darunter 566 sogenannte Erst- bzw. Indexfälle. Diese wiederum wurden im Hinblick auf eine Weiterübertragung von den Forscherenden weiter untersucht.

Die Ergebnisse: Vor dem Start der priorisierten Impfung zog ein Indexfall in einer Kita im Schnitt zwei weitere Fälle nach sich. Nach dem Start der Impfungen im März 2021 fiel die Zahl der Folgefälle pro Indexfall bis Juni 2021 von 2,1 auf 0,2 Fälle. Das entspricht einem signifikanten Rückgang von monatlich 0,6 Folgefällen pro Indexfall. Gemessen am Anteil des Personals unter allen Personen, die sich in der Kita aufhalten (25 Prozent Personal im Vergleich zu 75 Prozent betreute Kindern), führen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diesen überproportional starken Rückgang auf indirekte Impfeffekte zurück. Das heißt: Auch die nicht geimpften Kinder waren durch diese Impfung vor einer Infektion geschützt. Einen allgemeinen Trend als Ursache für den beobachteten Rückgang konnten die Forscherenden durch die Untersuchung identischer Daten aus Schulen, an denen in diesem Zeitraum noch nicht geimpft wurde, weitgehend ausschließen.

Hintergrund

Für die Auswertung wurde eine unterbrochene Zeitreihenanalyse (Interrupted Time Series Analysis) durchgeführt. Hierbei wurde der Effekt mRNA-basierter Impfstoffe auf SARS-CoV-2-Infektionen und -Übertragungen in Kitas quantifiziert. Hierfür wurden anonymisierte und aggregierte Daten aus dem Meldewesen und den Gesundheitsämtern verwendet, die bei der Durchführung des Infektionsschutzgesetztes entstanden waren. Die Studie endete im Juni 2021, also mit dem Ende der Priorisierung bestimmter Bevölkerungsgruppen.

Die Originalarbeit mit dem Titel „Direct and indirect vaccination effects on SARS-CoV-2 infection in day-care centres: Evaluating the policy for early vaccination of day-care staff in Germany, 2021” ist in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Epidemiology & Infection“ erschienen und kann online unter https://doi.org/10.1017/S0950268823000638 abgerufen werden.

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