Blutschwitzen bei Kälbern: BVD-Impfstoff<br>PregSure(R) als Ursache identifiziert

Schlimme Nebenwirkung: Ende des Jahres 2007 trat bei Kälbern aus Bayern und Nordrhein-Westfalen erstmals das sogenannte Blutschwitzen (BNP - Bovine Neonatale Panzythopenie) auf. Als Auslöser im Verdacht stand der Impfstoff PregSure(R), mit dem gegen das Virus der Bovinen Virus Diarrhoe (BVD) geimpft wurde. Der Hersteller nahm den Impfstoff deshalb 2010 vom Markt. Der nun vorliegende Abschlussbericht der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) über die Ursache der Erkrankung bestätigt den Verdacht.

In Rheinland-Pfalz wurde die für Verbraucher ungefährliche Erkrankung erstmals zu Beginn des Jahres 2008 beobachtet. Nach einer meist normalen Geburt und Entwicklung in den ersten Lebenstagen traten bei gesund erscheinenden Kälbern im Alter von 2 bis 3 Wochen spontane Hautblutungen auf. Andere Kälber wurden wegen einer Neugeborenenerkrankung behandelt und zeigten vermehrtes Nachbluten aus der Injektionsstelle oder beim Einziehen der Ohrmarken; meist kam es bei diesen Tieren ebenfalls zu Hautblutungen. Das frische Blut sickerte dabei an verschiedenen Stellen aus der unverletzten Haut, weswegen das Krankheitsbild als "Blutschwitzen" bezeichnet wurde.

Auffallend war die fortschreitende Blässe an allen sichtbaren Schleimhäuten und dem Flotzmaul. Während dieser Phase setzten die Kälber meist blutigen Kot ab. Dabei konnte der Kot Blut in Form von Schlieren, gleichmäßigen Beimengungen enthalten oder fast nur noch aus Blut bestehen. Die Tiere zeigten im Verlauf ihrer Erkrankung hohes Fieber (bis über 41 Grad Celsius), das oft mehrere Tage trotz intensiver Therapie fortbestehen konnte. Nicht selten kam es zu schweren Ausprägungen von Begleiterkrankungen wie Durchfall oder Lungenentzündungen. Auch Komplikationen durch infizierte Blutergüsse waren möglich.

Im Blut der erkrankten Tiere fielen massive Verringerungen der Blutplättchen, sowie der roten und weißen Blutkörperchen auf. Die Tiere liefen praktisch leer. Bei der Sektion fand man massive Blutungen in das Unterhautbindegewebe, in die Körperhöhlen, sowie in den Darm und in andere Organe. Darüber bestehen Organschäden aufgrund der Begleiterkrankungen.

Das Knochenmark der Tiere war geleeartig. Im Knochenmark waren keine oder wenige Vorläuferzellen der Blutplättchen und der roten und weiße Blutkörperchen vorhanden. Aufgrund des fehlenden Nachschubs an Blutplättchen kam es zu Gerinnungsstörungen und damit zu Blutungsneigungen bei den Tieren. Allen Tieren war diese Knochenmarksschädigung gemeinsam.

Krankheitsursache war der Impfstoff

Auffallend war, dass praktisch nur Tiere aus BVD-Impfbetrieben (PregSure(R)) betroffen waren und das Leiden nach der Biestmilchgabe auftrat. Erfolgte eine zweitstufige Grundimmunisierung mit PregSure(R) und einem Lebendimpfstoff traten nur noch vereinzelt Krankheitsfälle auf. Jetzt ist klar, dass der Impfstoff auch Rinderzellen aus der Zellkultur enthielt, in der das Impfvirus vermehrt wurde. Gegen diese Zellen bildeten die Muttertiere Antikörper und übertrugen diese mit der Biestmilch auf ihre Kälber. Diese Antikörper führten bei den Kälbern zu einer Zerstörung der für die Blutgerinnung erforderlichen Blutplättchen und der blutbildenden Zellen im Knochenmark, wodurch auch das Immunsystem der betroffenen Kälber schwer geschädigt wird. Ob die Erkrankung zum Ausbruch kommt oder nicht, hängt von genetischen Faktoren ab, d.h. inwieweit die Zellen der Zellkultur mit Zellen der Eltern des Kalbes verwandt sind.

Vorsicht mit der Biestmilch geimpfter Kühe

Vereinzelt treten immer noch Krankheitsfälle bei Kälbern von alten, mit PregSure(R) geimpften Kühen auf. Das Kolostrum von diesen Kühen sollte deshalb verworfen werden, in jedem Fall das von Kühen, die schon einmal ein Bluterkalb geboren haben.

Schadensersatz für Bluterkälber

Betroffene Betriebe sind gut beraten, ihre Schäden umgehend beim Impfstoffhersteller Zoetis (Pfizer) geltend zu machen, um einer möglichen Verjährung der Schadensansprüche vorzubeugen. Durch einen Beitritt in die Interessengemeinschaft Blutschwitzer (www.ig-blutschwitzer.de) können berechtigte Ansprüche gebündelt werden. Durch das jetzt vorliegende Gutachten der BLE bestehen Chancen, einen finanziellen Ausgleich zu erlangen.

Fragen zu der Erkrankung beantwortet der Hoftierarzt oder der Rindergesundheitsdienst des Landesuntersuchungsamtes in Koblenz.

Der Abschlussbericht kann im Internet auf der Homepage der BLE eingesehen werden: http://download.ble.de/09HS025/09HS025.pdf.